Angst vor dem Tod

Warum haben wir Angst vor dem Tod?

Als Menschen haben wir in der Evolution gelernt, Angst vor dem Tod zu haben. Er wird als Bedrohung gesehen, der große Feind, den wir bekämpfen müssen. Aber warum ist das so?

Wir leben unser Leben und wollen es in vollen Zügen genießen.
Deshalb wird der Tod weitestgehend aus unserem Leben ausgeklammert. Wir glauben, wenn wir uns nicht mit dem Tod beschäftigen, wenn wir wegschauen, dann wird er uns nicht ereilen.
Doch eigentlich wissen wir, dass der Tod zu unserm Leben dazu gehört. Was wir nicht wissen, ist wann und wie wir sterben werden. So kommt es zur Angst vor dem Tod.

Dann ist es so, dass wir vor dem Tod Angst haben, weil wir unsere geliebten Personen nicht verlieren wollen, also Partner, Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde, oder unser geliebtes Haustier.

Oder unsere Angst vor dem Tod kommt, weil wir glauben, dass wir selbst aufhören zu existieren. Wir sind der Meinung, dass nach dem Tod alles vorbei ist. Weil alles hoffnungslos ist, glauben wir, um unser Leben kämpfen zu müssen.
Nur dadurch wird die Angst vor dem Tod nicht geringer. Sie wird womöglich noch größer.

Das Leben scheint endlich zu sein, fixiert auf die Jahre, die uns vermeintlich „geschenkt“ wurden. Aber es ist das Ungewisse, das wir aus unserem Leben verbannen und die Angst vor dem Tod so bedrohlich macht.
Wir haben keine Ahnung, wohin wir gestoßen werden, welches neue Land wir entdecken oder was wir erleben werden. Wir bleiben lieber bei dem vertrauten, unserem Leben.

Angst vor der Selbstauflösung

Vielleicht kommt die Angst vor dem Tod auch daher, dass wir eigentlich nicht genau wissen, wer wir sind.
Wenn uns jemand fragt, „wer sind Sie?“, dann fällt uns als erstes unsere Biografie ein, wo wir geboren sind, Partner, Kinder, Beruf, Geld, Hobbys etc. Doch sagt das etwas über unsere Person aus? Sind wir nicht viel mehr als „nur“ unsere Biografie?
All das, womit wir uns identifizieren, fällt im Tod weg und es bleibt eine uns unbekannte Person, von der wir keine Ahnung haben, wer sie eigentlich ist. Wir wollen uns nicht mit ihr beschäftigen, lieber lenken wir uns ab durch Handy, Musik, Fernsehen, unbedeutende Treffen.
Eventuell macht genau das die Angst vor dem Tod aus, die Gefahr, dass unsere Vorstellung von uns selbst uns weggenommen wird.

Angriff auf der mentalen Ebene

Es begleitet uns jeden Tag. An vielen Ecke haben wir das Gefühl, eine Bedrohung kommt uns entgegen. Es muss nicht der Straftäter sein, es kann auch ein Arbeitskollege oder der Chef sein, der uns vermeintlich ungerecht behandelt und uns gegenüber laut wird.
Dann bekommen wir das Gefühl, uns schützen zu müssen. Wir haben Angst, dass wir ihm nicht gerecht werden oder dass er uns zu nahe kommt. Entweder wir ziehen uns zurück oder wir preschen gegen an. Doch was wollen wir schützen?
Das Gefühl, uns schützen zu müssen, unterliegt der Angst vor dem Tod. Sie ist die Urangst und jegliche andere Angst packen wir obendrauf.

Wir haben Körper UND Bewusstsein

Die meisten Menschen glauben, dass sie nur aus ihrem groben Körper bestehen, den sie sehen und anfassen können und dass der Geist vom Körper abhängig ist und mit ihm sterben wird.
Wenn wir das glauben, ist es nur logisch, dass wir Angst vor dem Tod bekommen. Aber ist es nicht so, dass wir einen groben Körper und Geist/Bewusstsein haben?
Wir haben in der Schule gelernt, dass es Energie und Materie gibt und dass aus den kleinsten Teilen von Energie, den Atomen, Materie entsteht.
Und genauso ist es auch mit uns.
Zuerst ist da Energie, die zu Vibration wird, die zu Licht wird, sich zu kleinen Teilchen verdichtet – und der grobe Körper entsteht. Genau das passiert auf verschiedensten Ebenen, auf der groben materiellen Ebene, aber auch auf tieferen feineren/geistigen Ebenen.

Nehmen wir zum Beispiel den Traum, da haben wir auch die Erfahrung von einem Körper, mit dem wir sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen und uns sogar bewegen können. Doch dieser Körper ist nicht grobstofflich, sondern feinstofflich.
Diejenigen, die bereits Meditationserfahrungen gemacht haben, haben eventuell auch die Erfahrung von einem Körpergefühl gemacht, das nicht grobstofflich ist.
Diese Erfahrung stammt aus der Energieebene. Sie zeigt uns, dass wir auch einen Körper auf geistiger Ebene besitzen. Auch im Sterben und im Tod entwickeln wir einen Körper auf geistiger Ebene. Ein Teil von uns wird nicht sterben.

Wir sollten wissen, woraus wir bestehen.
Zum einen haben wir einen groben Körper, der uns durchs Leben trägt und den wir durch Pflege möglichst lange am Leben halten wollen. Doch wissen wir auch, dass dieser Körper eines Tages sterben wird.
Dazu haben wir Geist, und zwar auf verschiedenen Ebenen.
Es gibt die Ebene des Denkens/Konzeptualisieren, die eine grobe Ebene ist.
Dann gibt es die Ebene der inneren Bilder, also der Bilder, die wir sehen, wenn die Augen geschlossen sind, wie z.B. im Traum.
Und dann gibt es eine dritte noch tiefere Ebene, die Ebene der „mentalen“ Gefühle, die keine körperlichen Gefühle wie Hunger oder Schmerz sind, sondern Gefühle wie Trauer und Angst.

Mit dem Tod arbeiten

Aufgrund dieser drei Ebenen von Geist ist es möglich, mit sich selbst zu arbeiten. Indem wir auf den tieferen Ebenen mit unseren Emotionen wie z.B. Aggression, Angst, Trauer arbeiten, haben wir die Chance, unerledigte Sachen zu bereinigen. Wenn wir das tun, haben wir die Möglichkeit, uns unserer Angst vor dem Tod zu stellen.

Wenn wir den Tod nicht als eine Bedrohung sehen, sondern als eine Art Freund, der uns die Tür zu einem weiteren Weg öffnet, wenn wir den Tod als Teil unseres Lebens akzeptieren, ihn als Wirklichkeit anerkennen und annehmen, dann haben wir schon einen großen Schritt getan, um unsere Angst vor dem Tod zu minimieren und vielleicht irgendwann loszulassen.
Wenn wir den Tod als Teil unseres Lebens anerkennen, können wir wacher und wahrhaftiger leben.
Wenn wir unsere Angst vor dem Tod auflösen, haben wir die Freiheit, entspannt zu leben, friedlich zu sterben und uns friedvoll wiederzuverkörpern.

Auf unserer Website www.trauer-begleitung-ja.de machen wir als Mit-Sein e.V. ein Angebot, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sich auf den eigenen Tod vorzubereiten und die Angst vor dem Tod zu verlieren. In sechs Modulen und einer Klausur „Sterben Üben“ vermitteln wir das Wissen vom Zyklus von Leben und Tod und den verschiedenen Bewusstseinsarten.

Dieses Wissen beruht auf der Jahrtausende alten indo-tibetischen Wissenschaft von Bewusstsein und den Phänomenen. (nach Tarab Tulku XI.)